Ans Ende der Welt - Etappe 27: Von Salies-de-Béarn nach St.-Jean-Pied-de-Port





Lange schlafen konnten wir nicht, die Aufregung über unser nächstes Etappenziel war einfach zu groß. Nur noch etwa 55 Kilometer lagen zwischen uns und St.-Jean-Pied-de-Port, dem letzten Ort auf französischem Boden und Startpunkt des wohl beliebtesten Jakobswegs, des Camino Francés, dem wir bis Santiago de Compostela folgen würden. Erstmals seit langem starteten wir einen Radltag bei bedecktem Himmel und erfrischend angenehmen Temperaturen.



Nicht nur in der Stadt von Salies-de-Béarn hatte das Hochwasser seine Spuren hinterlassen, dieser Weg hat sicher auch einmal anders ausgesehen.





Von Salies-de-Béarn bis nach Escos fuhren wir entlang dem Radweg Voie Verte de Salies-de-Béarn à Escos, ein schön ausgebauter und asphaltierter Bahntrassenradweg.






Nach Ende des Bahntrassenradweges fuhren wir auf wenig befahrenen Straßen weiter, meist durch Äcker, Felder und Viehweiden. Stetig bergauf, schließlich steuerten wir mittlerweile auf die Pyrenäen zu.




Immer wieder ging es an schönen Bauernhöfen vorbei, deren einzige Bewohner Hofhunde zu sein schienen. Einen davon konnten wir aus der Ferne beobachten, wie er seinen Hof gegen einen Eindringling... ähm... eine Postbotin verteidigte, eine ganze Zeit rannte er dem Postauto auch noch bellend hinterher. Was für ein Glück, dass wir für ihn scheinbar nicht so interessant waren! Schnell davonradeln wäre schwierig gewesen, da es dort ganz schön bergauf ging. Höhenmeter für Höhenmeter strampelten wir hinauf zur höchsten Stelle des Tages und ließen uns dort auch gleich unser Mittagessen schmecken. Die Sessel blieben diesmal aber eingepackt, die Steigungen und das schwüle Wetter hatten dazu geführt, dass wir patschnass waren.







Von dort oben genossen wir auch einen Blick auf die vor uns liegende Hügellandschaft, die noch die eine oder andere Steigung für uns bereithalten würde.





Noch ein paar Mal ging es auf und ab, bis wir auf eine große Straße bogen und uns endlich wieder am Jakobsweg befanden.




Überglücklich trudelten wir in St.-Jean-Pied-de-Port ein. Somit hatten wir unser erstes Ziel von drei geschafft, was für ein tolles Gefühl ♥




Bevor wir uns ins Getümmel stürzten, bezogen wir unser vorab reserviertes Zimmer im Maison d'hôtes Joangi, ein liebevoll renoviertes Gästehaus aus dem 17. Jahrhundert. Gästehausbesitzer Jean hat die letzten Jahre sehr viel Arbeit in das Haus investiert und es geschafft, historische und moderne Elemente schön miteinander zu kombinieren und eine heimelige Atmosphäre zu schaffen, in der wir uns sehr wohl gefühlt haben.







Nachdem wir das Haus besichtigt und unser Zimmer bezogen hatten, spazierten wir die knapp zwei Kilometer in die Altstadt von St.-Jean-Pied-de-Port.





Unser erster Weg führte ins Pilgerbüro, wo wir uns einen Stempel für unsere Pilgerpässe abholen konnten.




Dort hängt übrigens eine Kofferwaage und eine Liste mit einer Tabelle, die anzeigt, wie schwer der Rucksack in Bezug aufs Körpergewicht maximal sein sollte ;-)




Unweit vom Pilgerbüro, die Straße weiter rauf, fanden wir Porte Saint-Jacques, das Jakobus-Tor, durch das die von Norden kommenden Fußpilger üblicherweise die Altstadt betreten.





Wir ließen unseren Tag im Restaurant Hurrup Eta Klik ausklingen und genossen ein baskisches Menü mit Landpastete, Baskischem Huhn und Gâteau Basque (Tarte mit Marzipanfüllung) und ein Pilgermenü mit Salat, Brathuhn und Apfelkuchen. Yammi!




Schon von vornherein war klar, dass wir uns in St.-Jean-Pied-de-Port einen Ruhetag gönnen würden. Immerhin waren wir durch Frankreich beinahe pausenfrei durchgeradelt und wollten uns - und unseren Fahrrädern - eine Pause nicht vorenthalten. Also konnten wir uns zur Abwechslung einmal richtig viel Zeit beim Frühstücken lassen und dabei nette Gespräche mit Jean führen...




... und auch unsere komplette Wäsche musste dringend mal wieder gewaschen werden ;-)




Vor allem aber nutzten wir unseren Ruhetag für einen Sightseeingtag in St.-Jean-Pied-de-Port. Mit ausgedehnter Kaffeepause mit einem weiteren Stückchen Gâteau Basque...





... und Blick auf das Pilgerbüro, wo sich gen Nachmittag richtige Schlangen bildeten. Die meisten kamen gerade "frisch" mit dem Zug oder Bus hier an und die positive Aufbruchsstimmung war einfach nur traumhaft anzusehen. So viele gut gelaunte Menschen, die sich freudestrahlend auf ihr persönliches Abenteuer freuen ♥




Die Sightseeingrunde führte uns hinauf zur Zitadelle, von wo man einen herrlichen Panoramablick auf die Stadt und die Umgebung genießen kann. Die Zitadelle selbst kann allerdings nicht besichtigt werden, da hier eine Schule untergebracht ist.







Von dort hatten wir auch eine kleine Vorschau auf die nächste Etappe. Hinter dem kleinen bewaldeten Hügel versteckt sich der Ibañeta-Pass, den bereits die Römer für die Pyrenäenüberquerung genutzt haben.




Zurück in der Altstadt führte unser Weg zur Kirche Notre-Dame und ein wenig der Nive entlang und endete wieder im Restaurant Hurrup Eta Klik. Falls wir es noch nicht erwähnt haben: Yammi!





Übrigens hatten wir mittlerweile eine interessante Bräune! Nicht nur die typischen unsichtbaren Socken, die linken Waden waren mittlerweile dunkler als die rechten. So ist das eben, wenn man 27 Tage immer gen Westen radelt ;-)




Hier nochmals die Strecke von Salies-de-Béarn nach St.-Jean-Pied-de-Port:




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